Rose von Jericho


Die Echte Rose von Jericho (Anastatica hierochuntica, auch Wüstenrosegenannt) ist in den Wüstengebieten von Israel, Jordanien, auf dem Sinai und Teilen Nordafrikas beheimatet. In der Wüste wird sie häufig nach dem Eintrocknen durch Winde aus ihrer schwach ausgeprägten Wurzelverankerung gerissen und kann kilometerweit rollen. Diese Verbreitungsart nennt man Chamaechorie. Sie gehören zu den poikilohydren Pflanzen (Wechselfeuchte Pflanzen, so genannte „Auferstehungspflanzen“), sie sehen in der Trockenheit wie vertrocknet aus, sobald es feucht wird ergrünen sie.

Stellt man sie ins Wasser, entfalten sich die eingerollten Ästchen und Blätter und ergrünen innerhalb eines Tages dunkeloliv. Mit heißem Wasser kann der Vorgang auf wenige Stunden verkürzt werden. In diesem Zustand kann man sie mit ihrem rudimentären Wurzelstummel voran für maximal eine Woche in ein Glas mit Wasser stellen. Eine längere Zeit schadet ihr aber; sie fängt dann an zu schimmeln, deshalb muss sie bald wieder in der Sonne getrocknet und für mindestens zwei Wochen trocken gehalten werden. Diese „Wiederbelebungen“ können unbegrenzt wiederholt werden, jedoch ist ihr scheinbares Wiedererwachen ein rein physikalischer Vorgang; die vertrocknet aussehende Pflanze ist wirklich vertrocknet und tot. DurchKapillarkräfte saugen sich die Zellen voll Wasser, unter der hydrostatischen Spannung entfaltet sich die Pflanze, ohne dass sie die Assimilation wieder aufnimmt. Die tote Pflanze dient dem zwischenzeitlichen Schutz der Samen, die nun (in der Natur nach einem kräftigen Regenguss) sofort zu keimen beginnen.

Im Experiment braucht es viel Glück, entsprechend intensive Sonneneinstrahlung, etwas Dünger – und natürlich noch vorhandene Samen (sie gehen beim Transport oft verloren). Dann können erste Sprosse nach wenigen Tagen erkannt werden.

Die Heilpflanze wird angeblich schon in der Bibel erwähnt (im Buch SirachDie Weisheit spricht: „17 Ich bin hoch gewachsen wie eine Zeder auf dem Libanon und wie eine Zypresse auf dem Gebirge Hermon. 18 Ich bin aufgewachsen wie ein Palmbaum in En-Gedi und wie die Rosenstöcke in Jericho, 19 wie ein schöner Ölbaum auf freiem Felde; ich bin aufgewachsen wie eine Platane.“) Mit den Rosen ist sie nur sehr entfernt verwandt; ihr Name erklärt sich vielmehr daher, dass man früher praktisch alle wertvollen Pflanzen als Rosen bezeichnete. Nach der Legende hat Maria die Pflanze auf ihrer Flucht von Nazareth nach Ägypten gesegnet, daher wird sie auch „Rose der Heiligen Maria“ und in Ägypten die „Betenden Hände Marias“ (arab. Kaff Mariyem) genannt. Möglicherweise wurden die ersten Exemplare von Kreuzrittern nach Europa gebracht. In dem Zusammenhang wird der Portugiese Gil Eanes genannt, der sie nach der Umschiffung von Kap Bojador Mitte des 15. Jahrhunderts nach Europa mitgebracht haben soll. Vermutlich gab es aber schon frühere, nicht dokumentierte Verbringungen.

Esoteriker schreiben der Rose von Jericho übernatürliche Kräfte zu, insbesondere wegen ihres angeblich Jahrhunderte langen Lebens. Die außergewöhnliche Pflanze wurde auch in Zusammenhang mit der Wiederauferstehung Christi gebracht.

Vom 16. Jahrhundert ist der Glaube überliefert, dass sie, zum „Erblühen“ gebracht und neben ein Kindbett gestellt, die Geburt erleichtert und Kind und Mutter ein langes Leben verheißt. In einigen Familien soll die Pflanze über Generationen weitergegeben worden sein. Man erhoffte von ihr den Schutz des Anwesens, seiner Bewohner und der gesamten Stammlinie.

Noch heute wird von einigen Leuten angenommen, dass sie, unter das Bett gestellt, das Einschlafen fördert.

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